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Kommunikation

Aus Gemeinwohlwiki Braunschweig

Als Organisationen müsst ihr häufig Menschen überzeugen, dass euer Vorhaben sinnvoll ist und die Beteiligung bzw. Förderung sich lohnt. In der Praxis ist dies häufig einfacher gesagt als getan, denn gute Argumente allein bewirken leider wenig. Das Problem ist, dass Menschen zwar andere überzeugen wollen, aber wir ungern selbst überzeugt werden. Unser Gehirn filtert scheinbar irrelevante Informationen schnell heraus oder geht in eine Abwehrhaltung gegen Neues.

Dieser Artikel soll euch bei der Überzeugungsarbeit helfen. Die Tipps sind allgemeinen Ratgebern[1] entlehnt, wobei versucht wurde, sie auf unseren spezifischen Kontext anzupassen. Trotzdem mag einiges davon nicht leicht umzusetzen sein, vor allem nicht von Anfang an und schon gar nicht alles zugleich. Probiert am besten verschiedene Kommunikationsstile aus und behaltet dabei die Ratschläge aus diesem Artikel im Hinterkopf. Dadurch werdet ihr merken, welche Methode am besten zu euch passt.

Überlegungen im Vorfeld

Das richtige Medium

Vieles hängt davon ab, auf welchem Weg ihr mit Menschen kommuniziert. Die Standard-Methode ist hier, einfach E-Mails zu schreiben. Während dies praktisch ist, um ersten Kontakt aufzunehmen und euer Vorhaben grob zu umreißen, fällt es schwer, hierüber wirklich überzeugend zu sein. Die Kommunikation ist meist oberflächlich und kennenlernen kann man sich auch nicht richtig. Daher ist es schlau, schnell zu einem persönlichen Kommunikationsweg zu wechseln. Schlagt den Initiativen vor, euch zu treffen (am besten in entspannter Atmosphäre) oder zu telefonieren (noch besser mit Video). Viele der aufgeführten Tipps können nur so ihre Wirkung entfalten.

Falls ihr euch entscheiden solltet, schon früh zu einem ersten Treffen einzuladen, steht die Überzeugungsarbeit natürlich auch hier an erster Stelle.

Keep it simple, stupid!

Das KISS-Prinzip[2] sollte nicht nur für euer Konzept, sondern genauso für eure Kommunikation gelten. Wir werden ständig mit Informationen überflutet, weshalb wir uns vieles nicht merken. Achtet also darauf, euer Vorhaben so simpel wie möglich vorzustellen - sonst ist die andere Person schnell überfordert und schaltet ab. Am besten beschränkt ihr euch auf 3 Kernaussagen - 3 Sätze, die ihr euch schon vorher überlegt und möglichst einfach formuliert. Das mag sehr schwierig klingen (zumal eure Herleitung abstrakt und eure Idee komplex sein mag). Wenn sich eur*e Gesprächspartner*in jedoch die drei Aussagen merkt und diese verinnerlicht, habt ihr viel gewonnen (viel mehr, als wenn ihr alle Gedanken vorgestellt habt, aber niemand mehr aktiv zuhört). Durch Wiederholung prägen sich die Kernaussagen noch besser ein.

Wenn euch etwas Passendes einfällt, ist es besonders effektiv, eure Idee bei der Kommunikation mit einem Bild oder einer Geschichte zu verknüpfen. Auf die Weise prägen sich die Inhalte viel besser ein, als wenn sie nur aus rationalen Argumenten bestehen. Ein wirkungsvolles Narrativ könnt ihr wiederverwenden, sodass es Teil eurer öffentlichen Wahrnehmung wird.

Call to Action

Folgendes solltet ihr euch auf jeden Fall im Vorfeld überlegen: Was ist das Ziel eurer Kommunikation? Zu welcher konkreten Handlung wollt ihr eure*n Gesprächspartner*in bewegen? Wenn die Person von eurer Idee begeistert ist und euch fragt, was sie tun kann, dann solltet ihr nicht zehn mögliche Handlungen aufzählen - die Wahrscheinlichkeit ist sonst hoch, dass die Person gar nichts macht. Überlegt euch im Vorfeld genau einen Appell (sog. Call to Action), maximal zwei. Was ist in dem Moment am wichtigsten und wie schafft ihr es, die Initiative zu gewinnen?

Mögliche Calls to Action können sein:

  • Stelle die Idee deiner Initiative vor!
  • Kommt zu einem ersten Treffen bzw. zu der Veranstaltung, auf der wir den Interessierten unsere Idee präsentieren!
  • Mach mit in unserer Initiativgruppe!
  • Tritt unserer Organisation offiziell bei! (Falls diese bereits existiert)
  • Registriere dich auf unserer Online-Plattform! (Falls ihr eine nutzt)

Erneut sei darauf hingewiesen, dass ihr nicht alle Appelle zugleich, sondern nur den wichtigsten verwenden sollt.

Bewusstsein für (schlechte) Erfahrungen

Vermutlich seid ihr nicht die Ersten mit der Überzeugung, dass euer Anliegen vor Ort doch eine gute Idee wäre. Ihr müsst davon ausgehen, dass es früher schon ähnliche Vorhaben gab. Frühere Anläufe können erfolgreich gewesen sein, sind aber vielleicht auch aus verschiedenen Gründen gescheitert. Entsprechende Erfahrungen bringen die Akteur*innen diesbezüglich mit. Seid euch daher bewusst, dass einige Menschen möglicherweise enttäuschent wurden. Dies kann unter anderem erklären, weshalb einige Adressat*innen vielleicht skeptisch und pessimistisch sind, was eure Idee angeht. Reaktionen können sein: "Das gibt es doch schon", "Das brauchen wir nicht" oder "Das wird nicht funktionieren."

Wichtig ist, dass ihr klar kommuniziert, was euer Vorhaben unterscheidet und was daran erfolgsversprechend ist. Die Voraussetzung hierfür ist, dass ihr euch gut darüber informiert habt, was es schon gibt und was es gab.

Im Gespräch

Sympathie zählt

Du kennst es vielleicht von dir selbst: Wenn du eine Person magst, bist du - unabhängig von der Qualität der Argumente - auch viel aufgeschlossener für ihre Anregungen und Ideen. Hier zählt besonders der erste Eindruck Auch wenn das rational nicht viel Sinn ergibt, kann dieser Effekt ausschlaggebend für Entscheidungen sein, weshalb wir ihn beachten sollten. Wenn du also eine*n Initiativenvertreter*in von eurem Vorhaben überzeugen willst, ist es wichtig, dass die Person dich mag.

  • Sei auf alle Fälle freundlich.
  • Zeig dein persönliches Interesse, indem du Fragen stellst.
  • Wenn du Anerkennung oder Bewunderung für das Wirken der Initiative empfindest, kannst du dies offen ausdrücken.

Bedürfnisorientierung

Versuche, dich in die Lage deine*r Gesprächspartner*in hineinzuversetzen: Was will sie erreichen? Und welche Bedenken gegen euren Vorschlag könnte es geben? So könnt ihr im Gespräch explizit auf die Bedürfnisse der Person eingehen und auf den wertvollen Beitrag, den sie leisten kann - sowohl für eure Initiative als auch für die ganze Nachhaltigkeitsbewegung.

Abwehrhaltung vermeiden

Eine häufige Reaktion auf Überzeugungsversuche ist Dagegen-Argumentieren bis hin zu Streit - eine Trotzreaktion, die auftritt, wenn ein vermeintlicher Manipulationsversuch oder eine Gefahr wahrgenommen wird. Je leidenschaftlicher ihr argumentiert, desto stärker wird die Abwehrhaltung der anderen Person. Vor allem mit Kritik und Widerspruch könnt ihr Andere schnell vor den Kopf stoßen und euch damit den Erfolg verbauen. Ihr seid vielleicht der Ansicht, dass es höchst ineffektiv ist, wenn die Initiative der anderen Person am selben Thema arbeitet wie mehrere andere Initiativen und sich mit diesen nicht abstimmt. Drückt diese Beobachtung jedoch freundlich aus und versetzt euch in die Lage der anderen Person (s. oben).

Folgende Tipps gilt es zu beachten:

  • Fangt bei einer gemeinsamen Basis an und arbeitet euch von hier voran; wenn die erste Reaktion der anderen Person zustimmend ist, bleibt sie tendenziell dabei - andersherum genauso.
  • Räumt Bedenken aus, indem ihr z. B. betont, dass alle Initiativen ihre volle Souveränität behalten und kein erheblicher Mehraufwand entstehen soll.
  • Übt keinen Druck aus, denn Druck erzeugt Gegendruck. Im Gegenteil: Seid gelassen, aber zeigt auch eure Begeisterung und Leidenschaft.
  • Ihr seid am überzeugendsten, wenn ihr nicht versucht, eure*n Gegenüber zu überzeugen. Verpackt eure Argumente als Neuigkeiten oder relevante Informationen.
  • Die effektivste Methode ist es, eure*n Gegenüber in einem entspannten Gespräch selbst darauf kommen zu lassen, wie sinnvoll doch eine Kooperation wäre. Durch geschickte Fragen könnt ihr Personen dazu leiten, selbst die Denkprozesse zu durchlaufen, die eurer Vision zugrundeliegen.

TRANSPARENZ

Klare Kommunikation über Fehler, Konflikte und Erfolge nicht nur intern, sondern auch Partner*innen etc. gegenüber. Alle geschäftlichen Informationen jederzeit allen zugänglich machen, um Misstrauen und Machtgefällen durch unterschiedlich verteiltes Wissen entgegenzuwirken. Gehälter bzw. die Verwendung von Geldern öffentlich diskutierbar machen.

GEWALTFREIE KOMMUNIKATION

Die “Gewaltfreie Kommunikation” ist ein von Marshall Rosenberg entwickelter Kommunikations- und Konfliktlösungsprozess. Er unterstützt uns Menschen darin, mit sich selbst und anderen in eine einfühlsame Verbindung zu gehen. Dabei wird davon ausgegangen, dass alles was wir Menschen tun, wir tun, um uns Bedürfnisse zu erfüllen. Manchmal wählen wir dazu Strategien, die nicht von allen gut geheißen werden.

Viele Konflikte drehen sich um die Frage, welche Strategie denn die richtige sei. Gewaltfreie Kommunikation stellt eine andere Frage: welches Bedürfnis versucht sich der Mensch mit dieser ausgewählten Strategie zu erfüllen? Wenn wir dieses erkennen, können wir gemeinsam nach einer Strategie suchen, die niemandem schadet. Unsere Bedürfnisse verbinden uns. Unsere Strategien jedoch können uns trennen, da sie z.B. in einer bestimmten Situation, einer Kultur, einer Religion oder einem anderen relativen Kontext entwickelt wurden.

GFK lädt dazu ein, sich dieser Muster und Prägungen sowohl persönlich als auch als Gruppe oder für Systeme bewusst zu werden. Ziel ist es, lebensdienliche Systeme zu entwickeln und dabei eine Sprache zu sprechen, die uns wirklich berührt und Begegnung möglich macht.

Dazu bietet GFK unterschiedliche konkrete Werkzeuge an, z.B. den sogenannten Viererschritt. Dieses Werkzeug lädt dazu ein, eine Situation zu beobachten und zu beschreiben. Das durch die Situation ausgelöste Gefühl weist auf ein dahinter liegendes Bedürfnis, das es zu identifizieren gilt. Wenn dieses erkannt ist, kann eine zielgerichtete Strategie oder Handlung entwickelt werden, die das Bedürfnis erfüllt. Dazu können auch Bitten an andere ausgesprochen werden. Dieses Werkzeug ist auch für den zweiten Teil der GFK anwendbar. Neben dem authentischen Selbstausdruck geht es bei der GFK um das einfühlsame Hören. Dieses Hören geschieht aus der Haltung heraus, dass die mir begegnende Strategie das Bestmögliche ist, was den Handelnden zur Verfügung stand, um sich ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Durch diese vertrauende Haltung trägt GFK zum Frieden bei. Eine kurze Definition von GFK wäre: wir Menschen sind soziale Wesen und aufeinander bezogen. Menschliches Leben ist geben und nehmen. GFK bietet eine Sprache, die uns darin unterstützt, das zu leben.

Die Vision von GFK ist, dass es möglich ist, eine Welt zu schaffen, in der die Bedürfnisse aller gehört und respektiert werden und wir Lösungen finden, um sie zu erfüllen, die niemandem und nichts schaden. Dahinter steht die Überzeugung, dass genug für alle da ist.

Erfahrungen mit Kommunikation

Nützliche Links

Hier findest du weiterführende Informationen.



Anmerkungen


Die Inhalte dieser Seite wurden in großen Teilen aus INOVe übernommen und angepasst.